tv ORF.at TV-Highlights Heute im TV
Armin Wolf. (Bild: ORF) von Armin Wolf
11.02.2008 | 16:58
Ich muss heute ein Geständnis machen ...
Dass in der Innenpolitik seit Tagen Aufregung herrscht, weil der ÖVP-Abgeordnete Kukacka erklärt hatte, es wäre "ein Kriegsfall" für die Koalition, wenn die SPÖ einem U-Ausschuss zu den Haider-Vorwürfen zustimmt - das ist meine Schuld. Ausschließlich meine.
Ich weiß das, weil es mir ÖVP-Klubobmann Wolfgang Schüssel am Freitag im ZiB 2-Studio nachgewiesen hat:

Wolf: "Ihr Abgeordneter Kukacka hat vorgestern hier im Studio gesagt, das wäre ein Kriegsfall. Was ist denn ein Kriegsfall? Wär das das Ende der Koalition?

Wolfgang Schüssel: "Herr Wolf, Sie sind natürlich ein sehr intelligenter Frager. Ich habe das Interview nämlich gesehen, das Sie gemacht haben mit dem Doktor Kukacka. Das haben Sie ihm in die Frage hineingelegt, das ist, das ist ein Kriegsgrund."

Wolf: "Ich habe gefragt: Das wäre ein Kriegsfall? Er hat gesagt: Ja, das wäre ein Kriegsfall."

Schüssel: "Sie haben in Ihrer Frage das Wort Kriegsgrund hineingebracht. Das finde ich eigentlich bemerkenswert von einem Moderator, dass er eine kriegerische Sprache in ein solches Interview hineinbringt. Das ist nicht meine Sprache, Herr Wolf."

Wolf: "Herr, Doktor Schüssel ..."

Schüssel: "Das ist nicht meine Sprache. Wir führen keine Kriege ..."

Wolf: "Herr Doktor Schüssel, Ihr Abgeordneter Kukacka hat wörtlich hier im Studio gesagt ..."

Schüssel: "Lassen Sie mich ausreden ..."

Wolf: "... das wäre ein Kriegsfall."

Schüssel: "Ja, auf Ihre Frage. Ich führe diese Sprache nicht im Mund."

Wolf: "Es hat ihn ja niemand dazu gezwungen, diese Antwort gegeben, Herr Doktor Schüssel."

Schüssel: "Es hat Sie auch niemand gezwungen, eine solche Frage zu stellen."

Wolf: "Ja, eh nicht."

Schüssel: "Ich rede nicht von Kriegen. Wir sind in einer Koalition und wir wollen eigentlich für Österreich arbeiten." (...)

Seither mache ich mir Sorgen um Österreichs Politiker. Jetzt stellen wir uns mal vor, ich hätte Wolfgang Schüssel gefragt: "Sie treten als Klubobmann zurück?" Er hätte praktisch keine andere Möglichkeit gehabt, als zu antworten: "Ja, ich trete zurück". Oder ich würde Herrn Platter fragen: "Frau Zogaj darf also bleiben?" Er könnte nicht anders: "Ja, Frau Zogaj darf bleiben".

Und seither frage ich mich auch: Funktioniert das nur bei ÖVP-Politikern oder bei allen? Ich muss das weiter probieren ...
link me
Armin Wolf. (Bild: ORF) von Armin Wolf
06.02.2008 | 19:46
Die Suche nach einem Studiogast ...
ist bei heiklen Themen tatsächlich oft nicht einfach. Gestern hat die ÖVP letztlich Helmut Kukacka zu uns geschickt, der selbst nicht ganz genau wusste, wie er zu der Ehre kam. Er sitzt zwar für die ÖVP im Innenausschuss, hat aber sonst eher wenig mit dem Innenministerium zu tun und ist auch sonst nicht mehr wirklich ein Spitzenrepräsentant seiner Partei.
Aber immerhin: Kukacka kam. Heute hatten wir bisher nicht so viel Erfolg. Nachdem immer klarer wird, dass es in den Kampusch-Ermittlungen offenbar eine massive Panne gegeben hat (der grüne Abgeordnete Peter Pilz veröffentlicht auf seiner Homepage die bemerkenswerten Polizeiakten von damals - hier als PDF) haben wir heute von folgenden möglichen Studiogästen Absagen bekommen: von Innenminister Platter, seinen Vorgängern Strasser und Schlögl, von Sicherheitsdirektor Buxbaum und dessen Vorgänger Sika. Die Presseabteilung des Innenministeriums hat uns schließlich mitgeteilt, dass gar kein leitender Beamter für ein Studiogespräch zur Verfügung stehen wird. Live in der ZiB 2 ist deshalb heute Natascha Kampuschs Anwalt Gerald Ganzger.
Wie lieb sich Kanzler und Vizekanzler haben ...
... das war heute wirklich eindrucksvoll im Pressefoyer nach dem Ministerrat zu beobachten. Dass sich Koalitionspartner vor laufenden Kameras derart offensiv nicht mögen, hat selbst in dieser Regierung Seltenheitswert. (Nachzuschauen hier in der Zeit im Bild von heute. Beitrag: "Koalitionsstreit um Inflationsbekämpfung".)
link me
Armin Wolf. (Bild: ORF) von Armin Wolf
05.02.2008 | 16:49
DAS innenpolitische Thema des Tages ...
... ist ganz ohne Frage der Auftritt des abgesetzten Bundeskriminalamt-Chefs Haidinger im Innen-Ausschuss des Nationalrats. Haidinger hat ja letzte Woche behauptet, er hätte seinen Job verloren, weil er sich "nicht korrumpieren" ließ und unkorrekte Wünsche von ÖVP-Ministern nicht erfüllt habe. Heute wurde Haidinger konkret - und seine Vorwürfe sind massiv.
In voller Länge nachlesen lassen sie sich - quasi amtlich - in einem ausführlichen Bericht der Parlamentskorrespondenz: grauenvolles Beamtendeutsch, aber inhaltlich höchst bemerkenswert, wie hier die brisanten Aussagen der "Auskunftsperson" zusammen gefasst werden (wirklich spannend wird der Bericht ziemlich genau ab der Hälfte, mit der ersten Antwort von Haidinger). Besonders pikant: die drei konkret beschuldigten Kabinetts-Mitarbeiter der ehemaligen ÖVP-Innenministerin Prokop sind heute: Cobra-Chef; Polizeikommandant von Oberösterreich; ÖBB-Manager und Lebensgefährte von Gesundheitsministerin Kdolsky. Selbstverständlich gilt für alle kritisierten Personen die Unschuldvermutung und fraglich ist auch, warum Haidinger diese Vorgänge nicht schon wesentlich früher angezeigt hat. Aber das Thema wird die Innenpolitik - uns uns - ganz sicher noch tagelang intensiv beschäftigen.

Mehrere ZiB 2-Redakteure recherchieren zur Zeit an der Geschichte. Allerdings: bis jetzt will keiner der von Haidinger Attackierten, die wir telefonisch erreicht haben, vor die Kamera. ÖVP-Chef Molterer hat ein Studio-Gespräch bereits abgelehnt, jetzt warten wir auf eine Antwort aus dem Büro von Innenminister Platter. Der hat allerdings im Innen-Ausschuss bereits gesagt, er könne die Vorwürfe "nicht kommentieren, da sie nicht meine Amtszeit betreffen". To be continued ...
link me
Armin Wolf. (Bild: ORF) von Armin Wolf
01.02.2008 | 23:19
3,6 Prozent Inflation
Das ist immerhin die höchste Teuerungsrate seit 1993. Etwas ältere Österreicher können sich aber auch noch an Inflationsraten von fast 10 Prozent erinnern, Mitte der 1970er Jahre nach der Ölkrise. Von all dem können die 13 Millionen Einwohner von Simbabwe nur träumen. Dort ist die Inflationsrate jetzt auf 26.470 (!) Prozent gestiegen. Das heißt, die Preise sind heute 265 mal so hoch wie noch vor einem Jahr. Die Zentralbank in Harare hat gestern die Leitzinsen angehoben: von 975 auf 1.200 Prozent.
link me
Marie-Claire Zimmermann. (Bild: ORF) von Marie-Claire Zimmermann
01.02.2008 | 17:52
Vom Opernball...
... einen Teil der ZIB 2 zu moderieren war schon eine einzigartige Erfahrung. Natürlich wegen des Ambientes, das ganz anders ist als das bei uns im Newsroom.
Ich war aber auch überrascht, was man sonst alles bedenken muss, wenn man ein schmales Ballkleid und lange, glatte Handschuhe statt eines Hosenanzugs trägt. Die Handschuhe fand ich sehr hübsch, keine Frage, der Nachteil ist aber, dass man nichts mehr greifen kann, wenn man sie trägt. Ich konnte nur mit Mühe Notizen machen und habs dann irgendwann gelassen. Ich hatte Schwierigkeiten, mit der Redaktion zu telefonieren, ohne dass mir das Handy entglitten wäre. Die nächste Herausforderung: wo befestigen wir den Sender, über den ich Armin Wolf im Studio und die Regie hören kann? Außen am Kleid wäre nicht sehr elegant gewesen. Unterm Stoff hätte es das Kleid ausgebeult - auch nicht gerade chic. Bis eine Dame von der Ausstattung die Idee hatte, den Sender um mein Bein zu schnallen. Nicht sehr angenehm, weil eng, aber wenigstens unsichtbar. Eng war dann überhaupt einiges: die Schuhe nach ein paar Stunden und der Ohrschmuck. Eng war es auch im Gedränge auf den Gängen der Oper, doch zum Glück habe ich es immer rechtzeitig dorthin geschafft, von wo aus gesendet wurde.
Doch alles in allem ziehe ich eine positive Bilanz: es war eine neue Erfahrung - und sie hat mir gefallen. Es war spannend und die Arbeitssituation war ganz anders als ich es gewöhnt bin. Ich würde es jederzeit wieder machen.
link me
Armin Wolf. (Bild: ORF) von Armin Wolf
31.01.2008 | 23:43
"Frustwuchteln"
Mit dieser interessanten Wortkreation hat heute ÖVP-Generalsekretär Missethon den innenpolitischen Diskurs bereichert. Gerichtet an die Koalitions-"Partner".
Die frostige Stimmung in der Regierung hat sich heute auch auf dem Opernball gezeigt. Statt gemeinsam zu kommen, zog die SPÖ-Riege ganz offiziell über die Feststiege ein. Die ÖVP-Minister hingegen nahmen einen Seiteneingang - naturgemäß den rechten. Durchaus aufschlussreich auch die Interviews mit Kanzler und Vizekanzler in der Live-Übertragung nach der ZiB 2: Alfred Gusenbauer kann keinen Links-Walzer, lernten wir. Ob ihm das nicht schaden könnte? Gusenbauers resignatives "Was weiß man ..." sprach Bände.

Wilhelm Molterer hingegen gab sich ganz poetisch: "Wenn die Lichter zu fliegen beginnen, wird das Tanzen richtig schön", schwärmte der Vizekanzler und extemporierte mit leuchtenden Augen über den Unterschied zwischen Walzer und Quickstep. Der Mann wird uns noch irgendwann als Dancing Star überraschen ...
link me
Marie-Claire Zimmermann. (Bild: ORF) von Marie-Claire Zimmermann
30.01.2008 | 22:51
Ballfieber
Die Oper ist bereit für den Ansturm der Schönen, Reichen und Mächtigen morgen abend - und wir sind bereit für die Oper. Die ZIB 2 wird morgen erstmals eine eigene Außenstelle am Ball haben, was uns in der Redaktion natürlich freut, aber auch einiges an Vorbereitungen erfordert. Mein heutiger Tag war jedenfalls noch ziemlich anstrengend. Erst noch das Outfit für morgen anprobieren, passenden Schmuck zum Kleid auswählen, denn in meinen üblichen Moderationsblazern kann ich mich ja dort nicht hinstellen. Dann mich auf die heutige ZIB 2 vorbereiten, dann in die Oper fahren, um dort die einzelnen Positionen sowie die Bild- und Tonleitung zu probieren, dann wieder zurück auf den Küniglberg und die heutige Sendung fertig vorbereiten. Trotz der Anstrengung: ich freue mich sehr auf morgen. Einen Teil der ZIB 2 direkt vom Ball zu moderieren, ist doch eine neue Herausforderung. Ich hoffe nur, dass die Leitungsverbindungen alle so klappen wie heute bei der Probe und dass wir rechtzeitig die Menschen, die wir interviewen wollen, vor der Kamera haben (in dem ganzen Gedränge dort ist das ja nicht ganz so leicht wie man sich das vorstellen würde). Ich bin schon gespannt.
link me
Marie-Claire Zimmermann. (Bild: ORF) von Marie-Claire Zimmermann
28.01.2008 | 23:15
Warum der Sturm Paula heißt
Wir kennen es vor allem von Hurrikans: jeder Hurrikan hat einen Namen. In Europa ist ein Sturm meist einfach ein "Sturm", nur bei den wirklich heftigen werden auch deren Namen bekannt. Wir erinnern uns an "Kyrill" oder "Olli". Vergangenes Wochenende war es eben Paula, das wissen wir jetzt. Anja, Birgitta und Christine hingegen, aber auch Henrike und Margret sind ziemlich spurlos an uns vorbeigegangen.
Die Namen werden vom Institut für Meteorolgie der freien Universität Berlin vergeben, für Hoch- und Tiefdruckgebiete gleichermaßen. Wobei heuer die Tiefs weibliche Vornamen haben und die Hochs männliche (nächstes Jahr wird es wieder umgekehrt sein). Und diese Hochs und Tiefs haben auch einen Paten. Für mich stellt sich dabei schon die Frage, warum man Pate von einem Tief sein will? Es wollen offenbar viele: für heuer sind nicht mehr viele Wetterpatenschaften frei.
link me
Marie-Claire Zimmermann. (Bild: ORF) von Marie-Claire Zimmermann
24.01.2008 | 22:49
Sogar Nick Leeson ist schockiert
... darüber, dass ein Händler die französische Bank Societé Generale um 5 Milliarden Euro gebracht hat. Dabei hat Leeson selbst vor zwölf Jahren die Barings Bank um etwa 1 Milliarde Euro betrogen und so in den Ruin getrieben. Also, Nick Leeson ist schockiert und zwar, um genau zu sein, über das Ausmaß des jetzt aufgeflogenen Betruges, nicht über den Betrug selbst, wie er der BBC heute gesagt hat. Im Gespräch mit der BBC meint er auch, dass nicht alle in der Bank ihre Arbeit ordentlich gemacht hätten und er spricht über das Motiv, das hinter dem Verhalten des Händlers stecken könnte: Erfolgssucht. Die wichtigsten Aussagen hat die BBC auf ihrer Homepage zusammengefasst.
link me
Armin Wolf. (Bild: ORF) von Armin Wolf
16.01.2008 | 18:29
Wir sind offenbar nicht so unrichtig gelegen ...
... mit unserer Entscheidung vorgestern, wie wir über die Ausfälle von Frau Winter und Kameraden in der ZiB 2 berichten sollten. Jedenfalls, wenn man jenen Zusehern glauben kann, die uns geschrieben haben.
Es kamen ungewöhnlich viele Reaktionen bei uns an - trotzdem sind sie natürlich in keiner Weise repräsentativ für das ZiB 2-Publikum (die Sendung vom Montag haben im ORF und auf 3sat rund 660.000 Österreicher gesehen). Aber die große Mehrheit der Zuschauer, die sich gemeldet haben, halten unsere Entscheidung für richtig. "Ein Thema dieser Art und Tragweite 'totschweigen' hat noch nie was gebracht", schreibt etwa Max Hofbauer. Oder Bernadette Vogler: "Da die Folgen solcher Aussagen uns alle betreffen, ist es meiner Meinung nach wichtig, dass darüber berichtet wird. Solange Sie anschließend den Parteiobmann interviewen und ihn so vorführen, wie Sie es getan haben." Und ZiB 2-Seherin Angela Lehner ergänzt: "Erstens 'Wer schweigt stimmt zu' und zweitens würde das Objektivitätsgebot des ORF verletzt. ... Ein Schweigegebot kann sich zwar eine unabhängige Zeitung mit einer Blattlinie erlauben, aber ein öffentlich-rechtlicher Sender nicht."

Aber es gab auch andere Meinungen, wie jene von Felix Romanik: "Ein Kurzbeitrag in der Meldungsübersicht und - vor allem(!): KEINE Live-Ausschnitte aus Winters Rede - hätten mehr als genügt, um diesen 'Bierzeltrülpser' ordnungsgemäß zu dokumentieren." Und Angelika Dohr in Graz glaubt, "dass man den Wahlwerbungsversuchen der FPÖ einfach keine Aufmerksamkeit schenken soll. Die angewandte Strategie hat schon zu oft funktioniert." Robert Hülmbauer findet, wir hätten vor allem mit dem ausführlichen Strache-Interview unsere eigenen "Qualitätskritierien verletzt", denn: "Sie assistieren mit dieser Themen- und Zeitauswahl im Wahlkampf der FPÖ und betreiben als 'nützlicher Idiot' die Sache der Religionsverhetzung".

Ich habe zu der ganzen Frage noch immer keine abschließende Meinung. Aber hier in der ZiB 2-Redaktion machen wir uns diese Sache jedenfalls nicht leicht. Auch wenn ich nicht garantieren kann, dass wir immer die "richtige" Entscheidung treffen. Falls es die überhaupt gibt.

Ein wenig stolz sind wir heute aber doch auf die TV-Kritik in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG (die nicht sehr häufig über den ORF berichtet) zum Studiogespräch mit Herrn Strache: "Es wurde ein Live-Interview, das beispielhaft vorführte, was deutsche Moderatoren allzu oft vermeiden ... und decouvrierte zur Hauptsendezeit einen 'freiheitlichen' Hassprediger."

Unseren Zusehern jedenfalls herzlichen Dank für die vielen Diskussionsbeiträge, auch wenn ich hier nur einen winzigen Ausschnitt zitieren kann.
link me
weitere Storys